Tänzerinnenporträt: Isabel

Saraswati tanzt in diesem Jahr in der Regionalliga des Jazz- und Modern-Dance (JMD). Für die TG Elbdeich des MTV Fliegenberg eine aufregende Premiere. Was manche nicht wissen: Für eine unserer Tänzerinnen ist die Regionalliga fast ein „alter“ Hut – Isabel tanzte bereits vor 23 Jahren in der Regionalliga Nord! Damals noch mit den J.E.T.s des MTV Goslar, jetzt mit Saraswati der TG Elbdeich. Ja, richtig gelesen, vor 23 Jahren! Viele der heutigen Tänzerinnen waren damals nicht mal geboren. isabel1 Isabel: „Ich habe aber nicht durchgängig bis heute getanzt: mit 22 Jahren musste ich aufhören, die Trainingszeiten waren mit meinem damaligen Beruf als Redakteurin nicht vereinbar. Und anschließend brachten meine vier Kinder so viel Leben in die Bude, dass an regelmäßiges Training nicht zu denken war. Doch wer mich kennt, weiß, dass ich nicht stillsitzen kann, wenn ich Musik höre. Als der Jüngste drei war, kribbelte es so sehr in mir, dass ich dringend wieder etwas Sportlich-/Tänzerisches machen musste. Klar, es gibt z.B. Zumba-Kurse mit Frauen meines Alters, aber das wäre nicht das Wahre gewesen. Ich wollte wieder zurück zum JMD, der so vielfältig ist und so viele Fähigkeiten fordert: Neben Tanz-Technik auch Ausdauer, Flexibilität, Musikalität, Kraft, Präsenz und Ausdruck. Und nicht zuletzt brauchte ich den Teamgeist einer Gruppe, die fröhlich ist, gemeinsame sportliche Ziele hat und über eine gute Trainingsdisziplin verfügt. Zu dem Zeitpunkt war Saraswati bereits auf ihrem großen Erfolgskurs, der bis heute anhält: Bezirks- und Landesmeister beim DTB-Dance-Cup, erfolgreich bei der DM, damals gerade in die Verbandsliga aufgestiegen und zur Mannschaft des Jahres gewählt. Wow. Ob ich mit denen mithalten könnte? Die ersten Trainingseinheiten waren hart. Um ehrlich zu sein, allein das Armehalten beim Ballett war so anstrengend, dass ich fast Krämpfe bekam. Doch dank super Genen (Danke Mama & Papa), Ehrgeiz und guter Technik-Grundlagen (Danke nach Goslar für 15 lehrreiche Jahre bei Christa und Anne) kamen o.g. Fähigkeiten erstaunlich schnell zurück. Und heute, mit 41 Jahren, habe ich das Gefühl, sportlich-tänzerisch etwa so gut zu sein wie mit 18, in manchen Bereichen sogar besser (und sicher auch beim Ausdruck – je mehr Lebenserfahrung und Falten, desto intensiver und vielfältiger die Mimik 😉 ). Was hat sich im Lauf der Jahrzehnte beim JMD verändert? Das leistungstechnische Niveau ist gestiegen und die Choreographien haben einen anderen Stil. Seit 1989/90 gibt es überhaupt erst das JMD-Ligensystem, damals legten viele Gruppen ihren Schwerpunkt auf Synchronizität, gerade Linien bei den Aufstellungen und klare Raumwege, zudem waren die Bewegungen gymnastischer, bzw. teils aus dem Aerobic. Im Ausdruck wurde oft freudig ins Publikum gegrinst. Heutzutage ist mehr Individualismus angesagt: Pärchen und Einzelne tanzen häufig anderes als andere der Gruppe, es gibt viele Partnerarbeiten; die Aussage der Tänze reicht von cool-lässig über fröhlich und verliebt bis zu sinnlich, wehmütig oder verzweifelt. Auch die Kostüme waren andere: jede Bewegung musste gut sichtbar sein, nichts durfte abstehen oder luftig wehen, was dazu führte, dass alle Mannschaften in hautengen Outfits tanzten. Wir J.E.T.s erregten enorme Aufmerksamkeit, als wir mit silbern-glitzernden Anzügen auftraten, hingegen war unser hautfarbener Anzug damals eher nicht weiter erwähnenswert, würde heute aber sicher für gehöriges Aufsehen sorgen, oder? JETs Akrobatische Partnerarbeiten, bei denen eine Tänzerin von einer zweiten gehoben wird und die aktuell einen sehr hohen Stellenwert haben, waren zudem ganz verboten – seit diesem Jahr wurde das ganze übrigens nochmal erweitert, und im Bundesligabereich sind jetzt auch Hebungen einer Person durch eine Gruppe von Tänzern erlaubt. Apropos Bundesliga: Die gab es damals auch noch nicht. Sie war zwar in Planung, aber bis dahin blieb die Regionaloberliga die höchste Ligaklasse Deutschlands. Ich bin jetzt fast vier Jahre bei der TG Elbdeich und fühle mich bei meinen Mädels richtig gut aufgehoben. Was das Alter angeht – es war nie ein besonderes Thema. Es sind alles wunderbare und einzigartige Mädchen und Frauen, die das Tanzen als Leidenschaft haben und auch außerhalb der Sporthalle gemeinsam Spaß haben. Über Erfolge freuen wir uns tierisch, ruhen uns aber nicht aus, sondern wollen noch besser werden: ob im Kleinen (aus Spagat wird Überspagat, aus 1 Minute Plank bzw. Liegestützstand werden 6 Minuten) oder im Großen wie mit der Regionalliga. Und so haben wir es gemeinsam geschafft, uns immer weiter zu entwickeln, sind immer weiter aufgestiegen und können uns mit Vereinen aus großen Städten wie Hamburg, Berlin oder Cottbus auf Augenhöhe messen (Fliegenberg hat selbst ja nur etwa 850 Einwohner)! Saraswati-Oberliga-2014 Neben neuen tänzerischen Schwierigkeiten lerne ich dazu eine Menge, was Jugendliche bewegt und von denen u.a. meine Kids profitieren: Das Kurswahlsystem bei G8, welche Fehler Eltern beim begleiteten Fahren vermeiden sollten, wie Partys zum 18. Geburtstag richtig gefeiert werden und wann Eltern in der Öffentlichkeit peinlich sind („Bei einem Stadtfest dürfen Erwachsene gern tanzen, aber besoffen und Tanzen, das geht gar nicht!“). Eines ist ganz klar: Es ist nicht immer einfach: Beruf, Ehe, vier Kinder, Haushalt und Tanzen im Ligabereich zu vereinbaren. Zum Glück unterstützt mich meine Familie enorm. Allen voran mein Mann, der es ermöglicht, dass ich bis zu 3mal die Woche zum Training kann, und der noch nie gemurrt hat, wenn ein Wochenende für Zusatztraining, Trainingslager oder Turnier draufgeht (Danke mein Schatz 🙂 ). Meine Kinder machen manchmal zu Hause beim Heim-Training mit, was oft in spannenden Battles endet. Oder sie sind Versuchskaninchen für Partner-Übungen oder – ganz fies – dienen als Zusatzgewicht beim Planken. Blog_23_PLANK Ist ein Ende absehbar? Aktuell eigentlich nur, wenn meine Familie mich mehr bräuchte. Ansonsten glaube ich, noch nicht auf meinem Zenit angekommen zu sein. Und vielleicht erfüllt sich ja auch noch ein Wunsch: irgendwann mal zu einer WM. Die größten Chancen dafür haben wir sicherlich in der Hauptgruppe 2, bei der alle Tänzerinnen 30 Jahre oder älter sein müssen. Sind ja nur noch mindestens 7 Jahre …

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